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kirchliches Umweltmanagement

Vier gute Gründe für kirchliches Umweltmanagement
(Verfasser: Klaus Breyer, Umweltbeauftragter der Evangelischen Kirche Westfalen)

Die Umweltauswirkungen einer Pfarrgemeinde/Einrichtung sind nicht mit denen eines Industriebetriebs zu vergleichen. Aber auch für sie gilt: Viele Kilowattstd. Strom, viele Kubikmeter Gas, Öl, Wasser werden eingesetzt, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten. Zu bedenken sind auch die Abfallmengen, die Woche für Woche entstehen. Zum Teil wird dadurch die Umwelt unnötig belastet, und es entstehen Kosten, die vermeidbar wären. Alle diese Punkte werden durch ein Umweltmanagement einer kritischen Prüfung unterzogen, mit dem Ziel, Verbesserungen zu erreichen. Darüber hinaus gibt es weitere gute Gründe, sich auf ein kirchliches Umweltmanagement einzulassen.

a, Vom Projekt zum Prinzip
Die „Bewahrung der Schöpfung“ ist eine zentrale Aufgabe der Kirche. Sie ist verwurzelt im ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses, in dem wir unseren Glauben an Gott den Schöpfer ausdrücken. Umweltmanagement ist ein systematischer Weg, das Umwelthandeln und damit die Verantwortung für die Schöpfung in kirchlichen Strukturen und Arbeitsabläufen zu verankern. Durch Umweltmanagement entwickelt sich kirchlicher Umweltschutz vom manchmal belächelten „Projekt“ einzelner zum „Prinzip“ kirchlichen Handelns.

b,, Ein Weg aus der Glaubwürdigkeitskrise
Eine Kirche, die „Wein“ predigt – z.B. politisch mehr Umweltschutz, einen anderen Lebensstil, Maßnahmen gegen den Treibhauseffekt fordert – und im eigenen Bereich „Wasser“ austeilt, erleidet einen Glaubwürdigkeitsverlust. Auch falsche Strukturen „predigen“. Umweltmanagement führt kontinuierlich vom Reden zum Tun und macht Kirche damit glaubwürdiger.

c, Kirchliches Umweltmanagement ist kommunikativer Gemeindeaufbau
Das Selbstverständnis von Kirche und Pfarrgemeinde/Einrichtung drückt Paulus aus mit dem Bild des Leibes, der sich aus vielen Gliedern zusammensetzt bzw. mit dem Bild des einen Geistes, der viele Gaben hat (1 Kor 12). Für eine lebendige Gemeinde, die die Menschenfreundlichkeit Gottes auf Erden bezeugt, sind alle Mitglieder mit ihrer von Gott gegebenen Einzigartigkeit, mit ihren unterschiedlichen Ideen, Talenten und Fähigkeiten wichtig. Die Gemeinderealität hingegen sieht z.T. wenig einladend aus. Überkommene Hierarchien und Konkurrenzen, schlechte Kommunikationsstrukturen können das Gemeindeleben lähmen; Menschen fühlen sich abgelehnt, weil ihre Beteiligung an den Geschicken der Gemeinde nicht gefragt scheint. Die Einführung von Umweltmanagementsystemen in Pfarrgemeinden/Einrichtungen schafft zunächst für einen Teilbereich neue – dem paulinischen Bild von der Gemeinde als Organismus entsprechende – Strukturen. JedeR einzelne ist eingeladen, sich an dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu beteiligen. Alle Talente, alles Wissen und Können sind gefragt. Außenstehende werden angesprochen und arbeiten mit. Gerade weil Umweltschutz oft als ein wenig zentrales kirchliches Betätigungsfeld angesehen wird, kann eine neue „Gemeindekultur“ erprobt werden, die richtungweisend für einen erfolgreichen Gemeindeaufbau sein kann. Umweltmanagement ist somit ein wichtiger Beitrag zu einer kommunikativen Gemeindepraxis und daher nicht nur ein Beitrag für eine umweltgerechtere Zukunft, sondern auch ein Schritt zu einer Kirche mit Zukunft.

d, Kirchliches Umweltmanagement ist betriebswirtschaftlich wichtig und ökologisch bedeutsam

In Zeiten knapper werdender Mittel müssen neue finanzielle Spielräume geschaffen werden. Bezogen auf das Umweltmanagement bedeutet dies drastisch ausgedrückt: Es gilt, Kilowattstunden statt Menschen arbeitslos werden zu lassen! Es gilt, Mittel für die Arbeit mit Menschen und möglichst nicht für den kostenträchtigen Betrieb der betagten Heizung bereitzustellen! Eine Senkung der Betriebskosten setzt voraus, dass Schwachstellen erkannt werden und Nutzerverhalten verändert wird – zentrale Inhalte kirchlichen Umweltmanagements.